Ela Migacz
adaptive Plastiken

 

Auf manchen Fotos zu den Objekten, wie auch aus bestimmtem Winkel im Raum, erkenne ich gar nicht eine ihrer fröhlich anmutenden Plastiken als eine Skulptur, die sich einen Platz erobert, um sich darin so zu behaupten, als etwas Dreidimensionales, und diesen Platz für immer für sich beansprucht, auch darin endlich zu ruhen. So wie wenn man seine Wohnung einrichtet und sagt: „Endlich…hier steht der Tisch jetzt, da die Kommode, es ist perfekt, und so lasse ich das jetzt.“

 
Die Plastiken von Ela Szczepaniak geben einem einen anderen Lebensentwurf frei, der vor allem sehr zeitgemäß ist, unserer Mobililät entspricht. Wir werden ständig dazu gedrängt uns in Bewegung zu halten, fit zu bleiben, erreichbar zu sein, wer sich dem auszuschliessen wagt, wird zwangsläufig  Außenseiter. Der Druck auf die, die sich an etwas dauerhaft festzuhalten versuchen, wird stärker. Unsere Zeit, die Zeit in der sich nichts mehr zu einer festen Größe heranwachsen lässt, Religionen sich zumeist nur in Nischen behaupten können, Kapitalismus kein oberstes Gebot, - von zu vielen schlechten „Nebenwirkungen“, begleitet, macht die Evolutionstheorie Charles Darwins, ihre Erkenntnis so viel mehr sichtbar, ob wir sie mögen oder nicht. Anpassungsfähigkeit ist das einzige Gebot, für eine beruhigende Absicherung im Leben. Zwar war das immer so, aber noch nie so deutlich sichtbar wie jetzt, weil alles eine enorme Beschleunigung erfahren hat.


Als ich ihre Ausstellung: „We wanted to make something beautiful“, in der Galerie Kras besuchte, eine Ausstellung gemeinsam mit Werken ihrer Schwester, stand an dem Tag auch eine Modepräsentation am Programm. Genau dieses Bild wandernder Skulpturen, in meiner Vorstellung modisch gekleideter Menschen im öffentlichen Raum, stärkte mehrfach meine Aufmerksamkeit auf die Objekte in der Galerie. Simple würde ich behaupten, die Plastiken sind wie Modestücke, sie kleiden den Raum sehr gekonnt, wie die Mode den Menschen. Wenn sie nicht, neben ihrer besonderen, reduzierten Ästhetik, auch sehr die intellektuelle Ebene unseres Fühlens berühren. Der Titel der Ausstellung irritierte mich ein wenig, da mit diesem „We wantet to make something beautiful“  - also „Wir wollten etwas Schönes machen - oder bewirken“,  schon das Gefühl enthalten sein kann: Wir wollten es, aber kaum waren wir dabei und erreichten unsere Absicht, stellte sich etwas quer…“, dachte ich mir leise, war mir aber nicht so wichtig zum gesetzten Zeitpunkt.


Ein Ballungszentrum des Denkens ist mehr eine Metropole in der digitalen Welt, mit dem Reichtum an   aufeinanderfolgenden Thesen, Philosophien und Theorien aus eingetippten Suchbegriffen, ein sich wegwenden von der Möglichkeit etwas von seinen unmittelbaren Mitmenschen zu erfahren. So ist die individuelle Ansicht eher in Mitleidenschaft geraten, rein aus einer Gewohnheit, sich nach einem Gesamtbild zu orientieren. Kunst mag auch mal einfach herausspringen und mal sogar sehr unmoralisch sein, oder einfach eben das Auge erfreuen und womöglich gar den Anspruch des Nutzlosen beanspruchen.


Genau diese Möglichkeiten bieten mir die Plastiken von Ela Szczepaniak. Sie sind flexibel und regen zur Bewegung an. Ich habe den Eindruck, jede Plastik für sich, lässt sich leicht als eine andere Variation im Raum wieder neugestalten, ohne einen etwaigen inhaltlichen Verlust zu erleiden, dabei höchstens eine stärkere Umformung im künstlerischen Sinn zu erreichen. Die Plastiken wirken als wären sie Puzzles, die noch aufzulösen sein, aber eine gewisse Unberührbarkeit umfasst sie auch, halten so den Blick in Spannung. Das Material der Plastiken ist sehr robust, vielleicht löst das die Unberührbarkeit aus, - Industrieprodukte aus dem Baumarkt. Nichts desto trotz wirken sie zart, genau dieser Kontrast zwischen dem Material und ihrem Einsatz hat seinen starken Reiz. Ela Szczepaniaks Plastiken sind geeignet als fortsetzbare Module, sehr anpassungsfähige Gebilde in Raum und Zeit. Das löst ein Bild der Sicherheit und Beständigkeit bei mir aus, was mich persönlich zum Wort Beautiful führt.

 

A. Al Taiee, Oktober 2016